Arbeiten in der Schweiz nach dem Studium: Wie anders ist das Leben dort?


Luzern
Inhaltsverzeichnis
  1. Arbeiten in der Schweiz nach dem Studium: Wie anders ist das Leben dort?
  2. Krankenversicherung in der Schweiz unterscheidet sich von Deutschland
  3. Gesetzliche Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz
  4. Unterschiede im Arbeitsrecht – das erwartet dich in der Schweiz
  5. Die direkte Demokratie in der Schweiz
  6. Fazit: Schweiz und Deutschland mit großen Unterschieden

Der Gedanke an ein Leben in der Schweiz erscheint für viele Studierende verlockend. Du hast sicher auch schon mal davon gehört, dass die Gehälter höher sind und die Lebensbedingungen als sehr angenehm beschrieben werden.

Aber was erwartet dich, wenn du deinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz verlegst? Wie sieht es mit den Lebensunterhaltungskosten aus? Welche gesetzlichen Besonderheiten hat die Schweiz und wie ist der Arbeitsmarkt strukturiert?
 

Krankenversicherung in der Schweiz unterscheidet sich von Deutschland

Durch bilaterale Verträge bist du mit einem Arbeitsplatz in der Schweiz (bei gleichzeitigem Wohnsitz in der EU, also z.B. in Deutschland) verpflichtet, eine gültige Krankenversicherung in deinem Arbeitsland abzuschließen.

Als Grenzgänger hast du die Möglichkeit, deine Versicherung in Deutschland zu behalten. Die gesetzliche Krankenkasse in der Schweiz bietet dir einige Vorteile, insbesondere der günstigere Beitrag kann zum Vorteil werden. Die Bemessungsgrenze ist anders als in Deutschland unabhängig von deinem Bruttoeinkommen und ähnelt daher der PKV in Deutschland.

Gesundheitsfragen werden in der Schweiz ebenfalls nicht gestellt, sodass Vorerkrankungen deinen Beitrag nicht erhöhen. Möchtest du spezielle Leistungen in Anspruch nehmen, existieren Zusatzversicherungen für diesen Zweck. Bedenke, dass du womöglich irgendwann nach Deutschland zurückkehren möchtest. Du hast bei einer Berufstätigkeit in der Schweiz das garantierte Recht darauf, wieder in die GKV in Deutschland zurückzukehren.

Das Schweizer Versicherungssystem bietet allerdings auch Nachteile. Einer davon ist, dass du bei einer Pflegeversicherung keine Geldleistungen bekommst, es werden ausschließlich Sachleistungen gewährt. Da der Gesetzgeber jedes Jahr neue Beiträge festlegt, kann es zu Schwankungen kommen. Verglichen mit der GKV in Deutschland ist das Schweizer Modell für junge und gesunde Menschen mit Arbeitstätigkeit in der Schweiz fast immer die beste Wahl.
 

Gesetzliche Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz

Da die Schweiz nicht zur EU gehört, gelten dort gesetzliche Vorgaben der EU nicht. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein spannendes Beispiel ist das Glücksspielgesetz, das derzeit vor allem in Deutschland in aller Munde ist. Möchtest du in einem online Casino Schweiz Echtgeld einsetzen, gibt es keine Limitierung der Einsatzhöhe. Das hat Vorteile, da du nicht gebunden bist, aber auch Nachteile, wenn du über deine Verhältnisse setzt.

Unterschiede gibt es auch bei Gesetzen zu Genussmitteln. So herrscht in Deutschland ein striktes Rauchverbot in Gaststätten und Bars, wohingegen in der Schweiz kantonabhängig entschieden wird. Hier gibt es mehr Raucher- und Vaper-Möglichkeiten, die Vorgaben sind liberaler.

Bezüglich des Alkoholkonsums ist die Schweiz ebenfalls weniger streng. Wein und Bier werden, wie in Deutschland auch, an Personen über 16 Jahre abgegeben. Für Spirituosen musst du mindestens 18 Jahre alt sein. Die Werbeverbote sind deutlich weniger streng als in Deutschland, du wirst also öfter auf Werbung für Alkohol, E-Zigaretten und Zigaretten stoßen.

Eine Besonderheit gibt es beim Cannabisgesetz. In der Schweiz ist der Besitz von bis zu 10 Gramm für den Eigenbedarf nicht strafbar, in Deutschland bis Anfang 2024 aber schon. Auch die Nutzung von CBD-Produkten gestaltet sich anders. Während EU-weit ein Grenzwert von 0,2 % THC in CBD-Produkten als verpflichtend gilt, darf der Anteil in der Schweiz bei bis zu 1 % liegen. Erst nach Überschreitung des Grenzwerts wird Cannabis als Betäubungsmittel gesehen.
 

Unterschiede im Arbeitsrecht – das erwartet dich in der Schweiz

Du hast deine Bachelorarbeit mit Erfolg geschrieben und möchtest in der Schweiz arbeiten. Schon bei der Stellenausschreibung wirst du die Unterschiede bemerken. Das Arbeitsrecht in der Schweiz gibt keine Grenzen bei der Gestaltung vor. Zwar ist das Gleichstellungsgesetz bei der Jobvergabe wichtig, ein nicht ordnungsgemäß gestaltetes Inserat ist aber in der Regel kein Problem. Diskriminierungen sind allerdings auch im Land der köstlichen Schokolade verboten. So dürfen Menschen nicht aufgrund ihrer Ethnie, des Geschlechts, einer Behinderung, ihrer Sexualität  oder ihrer Rasse von bestimmten Berufen ausgeschlossen werden.

Trittst du deine neue Stelle an, erwartet dich in der Schweiz eine Probezeit von einem Monat. Das ist deutlich kürzer als in Deutschland, Verlängerungen auf bis zu drei Monate sind aber möglich. Innerhalb deiner Probefrist kannst du mit siebentägiger Kündigungsfrist jederzeit kündigen, dein Arbeitgeber aber auch. Sobald du diese Phase überwunden hast, ist deine Stelle unbefristet (sofern keine gesonderten Regelungen getroffen wurden.)

Anspruch auf Urlaub hast du auch in der Schweiz, er wird dort als „Ferienanspruch“ bezeichnet. Bist du jünger als 20 Jahre, stehen dir pro Jahr fünf Wochen zu. Ab deinem 20. Geburtstag sind es nur noch vier Wochen. Auch wenn der Anspruch auf Ferien anders bezeichnet wird, ähnelt er dem deutschen Modell, sodass du hier weder Vor- noch Nachteile zu erwarten hast.

Anders sieht es aus, wenn du deinen Job kündigen möchtest. In der Schweiz wird der Kündigungsprozess liberaler gestaltet, selbst eine mündliche Kündigung ist möglich. Aus beweistechnischer Sinn ist die schriftliche Form aber auch hier sinnvoller.

Eine Besonderheit im Vergleich zu Deutschland ist, dass du eine Begründung für die Kündigung anfordern kannst. Dieses Recht hat aber auch dein Arbeitgeber, er darf von dir eine schriftliche Erklärung verlangen, warum du deinen Job kündigst (Artikel 355 und Artikel 337 Obligationenrecht).
 

Die direkte Demokratie in der Schweiz

In Sachen Politik ist die Schweiz deutlich anders als Deutschland. Hier hat das Volk einen großen Einfluss auf politische Entscheidung. In Gemeinden, Kantonen und im Bundesstaat selbst werden Volksumfragen durchgeführt.
 

Fazit: Schweiz und Deutschland mit großen Unterschieden

Jährlich gibt es weit über 150.000 Einwanderungen in die Schweiz, das Land gilt vor allem für Deutsche oft als das Arbeits- und Lebensparadies. Tatsächlich bringen steuerliche Vorzüge, anständig bezahlte Jobs und eine stabile Währung viele Vorteile mit sich.

Bedenke aber, dass die Lebensunterhaltungskosten in der Schweiz ungefähr doppelt so hoch sind, wie in Deutschland. Ohne Job hast du große Schwierigkeiten, deinen Lebensstandard in der Schweiz zu halten. Darüber hinaus sind die Ansprüche an Arbeitnehmer stellenweise härter.

Ähnlich wie in Deutschland arbeitest du in der Schweiz rund 41 Stunden pro Woche. Überstunden sind keine Ausnahme, sie werden vergütet oder abgegolten. Es gibt allerdings auch Betriebe, in denen deine Wochenarbeitszeit deutlich höher ist, nicht umsonst gelten die Schweizer als sehr betriebsames Völkchen.

Um dich von den Bedingungen vor Ort zu überzeugen, bietet sich ein Grenzgänger-Praktikum während der Studienzeit an. So kannst du vor Ort herausfinden, ob die Schweiz als Lebens- und Arbeitsort für dich in Frage kommt.