Die Diskursanalyse ist ein sehr vielseitiges und flexibles Analysetool in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Sie schärft den Blick für die Zusammenhänge zwischen Sachverhalten und Sprache. Ihr wesentlicher Einsatz findet in den Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften statt. Hier kommt die Untersuchung eines Diskurses nicht erst in der Abschlussarbeit, sondern schon viel früher in Form von Haus- und Seminararbeiten auf die Studierenden zu.
Was ist eine Diskursanalyse?
Das Wort Diskurs stammt aus dem Lateinischen und ist in seiner Bedeutung vielschichtig – es bezeichnet die Erörterung ebenso wie eine hin und her gehende Debatte. In der Diskursforschung und Diskurstheorie kommt die sogenannte Diskursanalyse in verschiedenen Formen zur Anwendung. Sie verdankt ihre Bedeutung dem Philosophen Michel Focault, der postulierte, dass unser Handeln maßgeblich davon bestimmt wird, welche Bedeutung wir Sachverhalten beimessen. Dabei geht Focault davon aus, dass wir die Wirklichkeit als Abbildung, als Re-Präsentation wahrnehmen.Bei solchen Analysen wird auf der Basis empirischer Daten oder Texten versucht, Handeln und sprachliche Form voneinander abzugrenzen. Das macht diese Form der Analyse für die Sprach- und Literaturwissenschaft ebenso geeignet wie für Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaft.
Die Kernfrage einer Diskursanalyse ist meist die nach Verbindungen zwischen politischen, gesellschaftlichen oder institutionellen Strukturen und deren sprachlichem Ausdruck. Auf den Punkt gebracht bedeutet das nichts anderes als festzustellen, wie die Debatte zu bestimmten Themen geführt und möglicherweise auch gelenkt wird.
Wann ist eine Diskursanalyse sinnvoll?
Die Diskursanalyse eignet sich aufgrund ihrer Methodik bevorzugt für die Erforschung der Rezeption von und dem Umgang mit Themen durch bestimmte, zuvor festgelegte Gruppierungen. Besonders geeignet sind als kontrovers empfundene oder innovative Themen und Blickwinkel. Bei der Beschäftigung mit dem Diskurs lassen sich oft auch Abläufe der Meinungsbildung nachvollziehen. Welche Vorgehensweise für eine solche Analyse gewählt wird, hängt unter anderem von dem zu erforschenden Diskurs und dem Blick auf dessen Sinn, Ausdruck und Wahrnehmung ab. Diese Anpassbarkeit macht die Diskursanalyse so beliebt für Studiengänge in den sogenannten „humanities“, besonders in Sprach- und Gesellschaftswissenschaften.
Diskursanalyse durchführen
Die Abläufe einer Diskursanalyse lassen sich auf die folgenden Schritte festlegen, doch Einzelheiten hängen dabei von dem jeweiligen Studiengang ab. Natürlich ist eine Analyse auf rein sprachlicher Ebene, etwa in der Linguistik, anders gestaltet als eine sozialwissenschaftliche Diskursanalyse oder eine Arbeit in der Politikwissenschaft.Fragestellung und Diskursgegenstand festlegen: In einem ersten Schritt kommt es darauf an, die Forschungsfrage zu stellen und den Diskursgegenstand zu benennen. Hier richtet sich die Methodik danach, welcher Studiengang gewählt wurde – soziologische und sprachwissenschaftliche Untersuchungen unterscheiden sich ein wenig. Der Diskursgegenstand muss nicht aktuell sein, auch die Betrachtung historischer Diskurse ist möglich.
Diskursebene charakterisieren: In einem folgenden Schritt muss die Ebene oder die Ebenen bestimmt werden, auf denen der Diskurs stattfindet – denkbar sind Diskurse in den Medien, kulturelle oder politische Diskurse. Nicht selten erstreckt sich die Analyse über verschiedene Ebenen oder Teil-Ebenen, je nach der Aufmerksamkeit, die ein Thema generiert.
Material auswählen: Wenn du nun weißt, auf welchen Diskurs und welche Ebenen du dich konzentrieren willst, musst du die zu untersuchenden Quellen bestimmen. Diese können Fachveröffentlichungen sein, aber auch mediale Formate – ganz davon abhängig, wo du deine Schwerpunkte setzt.
Material analysieren: Die ausgewählten Materialien werden nun untersucht in Hinblick auf die von dir gestellte Forschungsfrage. Wie du dabei vorgehst, solltest du schon im Vorfeld überlegen und von Anfang systematisch vorgehen. Deine Methode sollte dem Kontext Rechnung tragen und auch eine kritische Perspektive beinhalten.
Diskursanalyse Beispiel
Um dir eine Vorstellung zu vermitteln, welche Themen du mit einer Diskursanalyse bearbeiten kannst, wollen wir dir hier auch zwei Beispiele geben.Beispiel Nr. 1
Titel der Arbeit: Homosexualität im Leistungssport. Diskursanalyse der medialen Darstellung des Themas in Deutschland.
Forschungsfrage: Wie setzen sich Medien mit der Situation homosexueller Spitzensportler und deren Behandlung in Vereinen und Verbänden auseinander?
Diskursebene: Deutsche Medien, insbesondere Zeitungen, Magazine und TV-Formate
Beispiel Nr. 2
Titel der Arbeit: Die Corona-Politik der Bundesregierung. Diskursanalyse anhand kritischer Auswertung aktueller Bundestagsdebatten.
Forschungsfrage: Lässt sich anhand des Narrativs in der Beschäftigung mit der Pandemie ermitteln, ob und wie weit im Parlament lösungsorientiert gearbeitet wurde?
Diskursebene: Debatten im deutschen Bundestag
Mögliche Materialien für deine Diskursanalyse
Wenn es darum geht, geeignete Quellen für deine Forschung zusammenzutragen, lässt dir die diskursive Form viel Freiheit. Du kannst als auf Texte zurückgreifen, darunter wissenschaftliche Publikationen wie Monografien, Zeitschriften und Fachartikel, aber auch auf ein beliebiges anderes Medium – nennenswert sind hier Transkriptionen von Reden, Vorträgen oder Diskussionen, Interviews, Talkshows oder Podcasts, sogar Filme oder Dokumentationen lassen sich nutzen.Wichtig ist lediglich, dass die Art der ausgewählten Quellen der Frage gerecht wird, der du nachgehst, und relevant sein für das Thema, das du untersuchen willst. Und natürlich musst du beim Verfahren der Analyse entsprechend den Regeln einer Diskursanalyse vorgehen, um bei der Darstellung der Fakten und der späteren Zusammenfassung zutreffende Aussagen machen zu können.