Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring – Auswertungsverfahren


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Inhaltsverzeichnis
  1. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring – Auswertungsverfahren
  2. Auswertungsverfahren nach Mayring im Überblick
  3. Qualitative Inhaltsanalyse: Kategoriensysteme
  4. Ablaufmodell
  5. Explizierende Inhaltsanalyse
  6. Strukturierende Inhaltsanalyse
  7. Zusammenfassende Inhaltsanalyse
  8. Arbeitsschritte der qualitativen Inhaltsanalyse
  9. 1: Die Auswahl des Materials
  10. 2: Die Richtung der Analyse
  11. 3: Eine Form für die Analyse wählen
  12. 4: Interpretation der Ergebnisse
  13. 5: Die Gütekriterien sichern
  14. Vorteile und Nachteile
  15. Zusammenfassung

Der deutsche Psychologe und Soziologe Philipp Mayring gilt als Mitbegründer der Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse. Das empirische Forschungsverfahren erlaubt die Auswertung von Material unter einer sehr differenzierten Fragestellung.

 

Auswertungsverfahren nach Mayring im Überblick

Mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse kannst du die Forschungsfrage deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit beantworten, indem du systematisch das dir vorliegende Material auswertest. Dieses kann aus Texten, aber auch aus Filmen, Musik oder Bildern bestehen. Ein Kennzeichen der qualitativen Inhaltsanalyse ist, dass man mit vergleichsweise wenig Ausgangsmaterial neue theoretische Überlegungen aufstellen kann. Dazu ist es allerdings erforderlich, dass deine Forschungsfrage sehr präzise formuliert ist, denn sie gibt dir das weitere Vorgehen für deine Analyse vor.
 

Qualitative Inhaltsanalyse: Kategoriensysteme

Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring fußt im Wesentlichen auf der systematischen Kategorienbildung zur Analyse der Informationen. Dazu musst du zunächst jede Kategorie und mögliche Unterkategorien ganz genau beschreiben, denn nur mit hinreichender Trennschärfe ist eine treffende Zuordnung von Informationen wie Textbausteinen möglich. Um dir die Kategorien zu vergegenwärtigen, kannst du ein besonders gut passendes Beispiel für jede Kategorie aus deinen Texten auswählen.
 

Ablaufmodell

Bei der Erstellung deiner qualitativen Inhaltsanalyse gehst du nach einem systematischen Ablaufmodell vor. Du kannst unter drei verschiedenen Arten der Analyse mit eigenen Techniken wählen.
 

Explizierende Inhaltsanalyse

Entscheidest du dich für die explizierende oder erklärende Inhaltsanalyse, dann musst du zusätzliche Informationen nutzen, um den oder die Texte, die du analysierst, besser verständlich zu machen. Das erklärende Material muss systematisch erhoben und in nachvollziehbarer Weise in die Analyse eingebunden werden.
 

Strukturierende Inhaltsanalyse

Bei diesem Verfahren arbeitest du im Verlauf der Inhaltsanalyse repräsentative Kriterien heraus, die die Inhalte und Aussagen des analysierten Textes wiedergeben. Du kannst entweder die Kriterien vor Beginn deiner Analyse definieren und dann deduktiv vorgehen, oder dir während der Analyse die Kriterien induktiv erarbeiten. Mithilfe der Strukturierung kannst du die Aussagen des Textmaterials in verdichteter Form herausarbeiten.
 

Zusammenfassende Inhaltsanalyse

Sofern du dich für dieses Vorgehen entscheidest, musst du das zu analysierende Material so prägnant zusammenfassen, dass die Kerninhalte weder gekürzt noch verändert werden. Hier gehen Forscher auf der psychologischen Grundlage der Texterfassung und -verarbeitung vor und arbeiten unter anderem mit den Hilfsmitteln der Paraphrasierung und Generalisierung.
 

Arbeitsschritte der qualitativen Inhaltsanalyse

Wenn du selbst eine qualitative Inhaltsanalyse mit einer Auswertung nach Mayring durchführen möchtest, dann läuft das in fünf Schritten ab:
 

1: Die Auswahl des Materials

Entscheide dich für die zu analysierenden Texte, Zeitungsartikel oder andere Medien wie Film- und Fotomaterial, Audio-Aufnahmen von Experteninterviews oder ähnliches.
 

2: Die Richtung der Analyse

Nun geht es darum, welche Richtung deine Analyse einschlagen wird. Du nämlich verschiedene Möglichkeiten. Du kannst entweder den Text und sonstige Materialien direkt analysieren, oder den Ersteller des Materials. Auch die Zielgruppe, der Objektbereich und der Hintergrund des Materials aus soziokultureller Sicht können Gegenstände deiner Analyse sein.
 

3: Eine Form für die Analyse wählen

Wie bereits beschrieben, gibt es drei Grundformen der qualitativen Inhaltsanalyse. Du kannst nun anhand des Materials und der gewünschten Richtung selbst entscheiden, ob du eine zusammenfassende, explizierende oder strukturierende Inhaltsanalyse durchführen willst.
 

4: Interpretation der Ergebnisse

Zu welcher Interpretation du kommst, hängt davon ab, für welche Form der Inhaltsanalyse du dich vorher entscheiden hast. Allerdings solltest du deine Ergebnisse in jedem Fall in einem Kategoriensystem einordnen, am besten in Form einer Tabelle, wenn du nach Mayring vorgehst. Das erleichtert dir den Überblick beim Zusammentragen und Auswerten.
 

5: Die Gütekriterien sichern

Der letzte Schritt ist der Überprüfung der Gütekriterien deiner Arbeit gewidmet. Du musst hinterfragen, ob deine Analyse transparent genug ist, um für die Leser nachvollziehbar zu sein. Auch die sogenannte Reichweite muss gesichert sein – gemeint ist, dass deine qualitative Inhaltsanalyse genau so wiederholbar ist. Außerdem muss die Intersubjektivität sicher sein, also das Ausschließen zu hoher Subjektivität in der Auswertung.
 

Vorteile und Nachteile

Wie alle Forschungsmethoden hat auch die qualitative Inhaltsanalyse Vorteile und Nachteile. Zu den Vorteilen gehören folgende:
 
  • Das Verfahren ist sehr transparent und läuft nach festen Regeln und Schritten ab.
  • Die flexible Methode kann zahlreichen Inhalten und Themenfeldern angepasst werden.
  • Du bist in der Durchführung unabhängig von der Mitwirkung oder Kooperation Anderer.

  • Allerdings hat die qualitative Inhaltsanalyse auch ihre Kritiker:



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  • Die Qualität der Ergebnisse ist in hohem Maß von der Qualität der analysierten Materialien abhängig. Die Reliabilität der Analyse steht und fällt damit, dass die Materialien sowohl repräsentativ als auch relevant sind.
  • Forschungsfragen, die als Warum-Fragen formuliert werden, lassen sich mit der qualitativen Inhaltsanalyse eher nicht beantworten.
  • Gegner des Verfahrens wenden ein, dass man kaum jemals einen objektiven Kodierleitfaden erstellen kann.


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Zusammenfassung

Wenn du dich für deine Hausarbeit oder Abschlussarbeit für eine qualitative Inhaltsanalyse entscheidest, kannst du systematisch und auf den Grundlagen der Gütekriterien der qualitativen Forschung arbeiten. Im Vergleich zur quantitativen Analyse kommst du mit relativ wenig Material aus, der Ablauf ist für dich und deine Leser oder Prüfer nachvollziehbar. Inhaltlich und was die Ergebnisse angeht, steht und fällt deine Analyse mit der Güte des verwendeten Materials. Im Unterschied zur quantitativen Inhaltsanalyse hast du weniger Spielraum, Objektivität durch Quantifizierung der Analyseeinheiten zu erzielen. Auch die scharfe Definition der Kategorien, am besten durch ein Beispiel, ist wichtig. In der akademischen Praxis ist die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ein anerkanntes Auswertungsverfahren, mit dem du ohne überwältigende Materialfülle oder die Kooperation anderer neue Fragen oder Perspektiven aufwerfen oder beantworten kannst.