Beobachtung für die wissenschaftliche Arbeit – einfach erklärt!


Beobachtung
Inhaltsverzeichnis
  1. Beobachtung für die wissenschaftliche Arbeit – einfach erklärt!
  2. Beobachtung: Definition
  3. Qualitative oder quantitative Beobachtung?
  4. Beobachtungsformen
  5. Beobachterposition
  6. Beobachtungssituation
  7. Datenerhebungsverfahren
  8. Direkte und indirekte Beobachtung
  9. Unsere Tipps für die Durchführung

Im Rahmen deines Studiums kommst du mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden in Berührung. Einer dieser Methoden, die vor allem bei sozialwissenschaftlichen Forschungsarbeiten zum Einsatz kommt, ist die Beobachtung. Mit dieser Methode kannst du zum Beispiel Objekte, Personen, Vorgänge oder Phänomene untersuchen, um daraus Erkenntnisse für deine Forschung zu gewinnen.

Beobachtung: Definition

Die Beobachtung ist neben der Befragung, der Inhaltsanalyse und dem Experiment eine der vier zentralen Methoden der empirischen Sozialforschung. Beobachtungen ermöglichen es, ein Geschehen möglichst ganzheitlich zu erfassen und dadurch Erkenntnisse über Zusammenhänge oder Muster zu gewinnen. Prinzipiell lassen sich alle Arten von sozialen oder interaktiven Prozessen, etwa das Verhalten einer Personengruppe in einer spezifischen Situation, mit dieser Methode untersuchen.
Im Gegensatz zu der Alltagstätigkeit, verfolgt die wissenschaftliche Beobachtung immer ein bestimmtes Ziel, welches von der zugrunde liegenden Forschungsfrage abhängig ist.
 

Qualitative oder quantitative Beobachtung?

Generell unterscheidet man zwischen der qualitativen und der quantitativen Beobachtung. Für welche Art du dich entscheidest, ist immer von deiner Forschungsfrage abhängig. Die qualitative Beobachtung hat immer ein einzelnes Ereignis im Fokus, welches interpretativ ausgewertet wird. Anhand der Interpretation kannst du dann neue Hypothesen für deine Forschungsfrage aufstellen. Die Ergebnisse einer qualitativen Beobachtung lassen sich nicht verallgemeinern und mit anderen Forschungen vergleichen.
Eine qualitative Beobachtung eignet sich beispielsweise, um das Einkaufsverhalten einer bestimmten Personengruppe am Monatsanfang und am Monatsende zu beobachten, mit dem Ziel, aus den Beobachtungen Erkenntnisse für neue Hypothesen zu erlangen.
Die quantitative Beobachtung verfolgt das Ziel, möglichst viele aussagekräftige Daten zu erhalten, um diese anschließend auszuwerten. So kannst du beispielsweise prüfen, ob eine von dir aufgestellte Hypothese auch tatsächlich belegbar ist. Sofern aussagekräftige Ergebnisse mit einer quantitativen Beobachtung gewonnen werden, lassen sich diese repräsentativ verwenden und mit Ergebnissen aus anderen Forschungen verglichen werden.
Ein Beispiel für eine quantitative Beobachtung wäre etwa die Überprüfung der Hypothese, dass Jugendsprache überwiegend von jüngeren Personen gesprochen wird. Hierzu sollten Gespräche von einer möglichst großen Anzahl an Personen unterschiedlichen Alters beobachtet und analysiert werden.
 

Beobachtungsformen

Es gibt weiterhin unterschiedliche Formen der Beobachtung, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Welche Beobachtungsform du wählst, ist neben deiner Forschungsfrage von unterschiedlichen Faktoren abhängig, beispielsweise dem Umfeld, der Anzahl an Personen / Objekten oder auch ob es darum geht eine Hypothese aufzustellen oder darum, eine Hypothese zu belegen.
 

Beobachterposition

Es gibt die Methode der Selbstbeobachtung und die Methode der Fremdbeobachtung. Erstere zielt darauf ab, das eigene Verhalten zu beobachten, was im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten selten vorkommt. Bei der Fremdbeobachtung hingegen stehen die Verhaltensweisen von anderen Personen im Fokus der Betrachtung.
 

Beobachtungssituation

Die Beobachtungssituation hat genau wie die Umgebung selbstverständlich einen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Allgemein unterscheidet man zunächst zwischen Feldbeobachtung und Laborbeobachtung. Während die Beobachtung bei einer Feldbeobachtung unter natürlichen Bedingungen stattfindet, wird bei einer Laborbeobachtung eine künstliche Beobachtungssituation geschaffen. Die Erfassung der Informationen ist bei einer Laborbeobachtung zwar einfacher möglich ist als bei einer Feldbeobachtung, wenn natürliches Verhalten untersucht werden soll, ist diese Methode aber nicht geeignet.
Weiterhin gibt es die Möglichkeit, entweder eine offene oder eine verdeckte Beobachtung durchzuführen. Bei einer offenen Beobachtung sind sich die beobachteten Menschen bzw. die teilnehmende Gruppe dessen bewusst, bei einer verdeckten Beobachtung hingegen nicht. Vorteilhaft an der offenen Beobachtung ist, dass der Beobachter unter Umständen näher am Geschehen sein kann, die Schwäche dieser Form ist allerdings, dass die Teilnehmer möglicherweise nicht ihr natürliches Verhalten an den Tag legen. Das natürliche Verhalten von Personen lässt sich dementsprechend mit der verdeckten Beobachtung besser erfassen.
 

Datenerhebungsverfahren

Abhängig davon, welche Datengrundlage du benötigst und wie du deine Beobachtung auswerten möchtest, steht dir die systematische und die unsystematische Beobachtung zur Verfügung. Bei einer systematischen Beobachtung, auch strukturierte Beobachtung genannt, erhält der Beobachter exakte Vorgaben, an denen er sich orientieren muss, bei einer unsystematischen Beobachtung hingegen bekommt er höchstens grobe Richtlinien. Der große Vorteil der strukturierten Beobachtung ist die bessere Auswertbarkeit der Ergebnisse. Die unstrukturierte Beobachtung erschwert die Auswertung unter Umständen, erlaubt es dem Beobachter aber auch flexibler auf Situationen zu reagieren.

Direkte und indirekte Beobachtung

Eine direkte Beobachtung untersucht das situationsabhängige Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die indirekte Beobachtung hingegen beschäftigt sich mit den Auswirkungen dieses Verhaltens. So lässt sich beispielsweise das Verhalten von Menschen bei einer Demonstration oder auch nur einem Teil der Demonstranten direkt beobachten, die Auswirkungen der Demonstration können mit der indirekten Beobachtung untersucht werden. Beispielsweise, ob es Auswirkungen auf den Verkehr hat, ob Müll verursacht wurde oder gar Beschädigungen und Vandalismus festgestellt werden können.
   

Unsere Tipps für die Durchführung

Bevor du deine Beobachtung durchführen kannst, müssen sowohl die Forschungsfrage, deine Hypothesen und die Theorie deiner wissenschaftlichen Arbeit feststehen. Nur so kannst du eine Form und Methode der Beobachtung wählen, die bestmöglich zu deinem Forschungsvorhaben passt. Anschließend musst du dich entscheiden, welche Rolle du bei der Beobachtung einnehmen willst, also ob du aktiv im Geschehen dabei bist oder nur passiv beobachtest.
Vor Beginn der eigentlichen Beobachtung solltest du die Beobachtungsgegenstände festlegen, also dem Beobachtungsfeld, dem Beobachtungsobjekt und dem konkreten Beobachtungsfall. Anschließend kannst du einen Beobachtungsplan erstellen, den du zum Vermerken deiner Ergebnisse bei der Beobachtung nutzen kannst. Wenn es sich anbietet und du die Möglichkeit hast, kannst du auch Fotos, Videos oder Tonaufnahmen für deine Beobachtung nutzen. Behalte bei deiner Beobachtung immer deine Forschungsfrage im Hinterkopf und wie sie sich am besten beantworten lässt.