Eine Fallstudie ist eine empirische Methode der Forschung, die einen konkreten Fall untersucht. Das Format der Case Study eignet sich in verschiedenen Studiengängen als Grundlage deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit und kann sehr gut auch bei größeren wissenschaftlichen Projekten genutzt werden.
Fallstudie – Begriffserklärung
Was ist eine Fallstudie? Der Begriff der Fallstudie, im Englischen „Case Study“, bezeichnet eine Methode, die ursprünglich aus dem Feld der Sozialwissenschaften stammt. Dort wurden Case Studies nach einer frühen Fallstudie Definition zunächst für Feldstudien verwendet, doch die Forschungsmethode wurde längst auf andere Disziplinen übertragen, etwa auf das Management. Voraussetzung für eine Fallstudie ist immer ein tatsächlicher Fall, also eine Situation, die innerhalb ihres Kontextes untersucht wird. Das kein ein eng gefasster Teilbereich sein oder eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung. Fallstudien eignen sich gut für die Analyse von sozialen oder unternehmerischen Dynamiken. Die quantitativ oder qualitativ erhobenen Daten werden analysiert und erlauben dann Schlussfolgerungen, mit denen die Forschungsfrage zu beantworten ist.Arten der Fallstudien
Zu den Vorzügen der Fallstudie gehört, dass es verschiedene Vorgehensweisen gibt. Schon mit der Entscheidung für eine Art der Fallstudie kann man die eigene Forschung sehr gut auf die gewünschten Schwerpunkte abstimmen. Dank dieser Flexibilität gehören Fallstudien zu den flexibelsten wissenschaftlichen Forschungsmethoden, die gern in Unternehmen genutzt werden. Die wichtigsten vier Arten stellen wir dir hier kurz vor.1. Case-Study-Method
Dies ist der Klassiker unter den Fallstudien – du gehst von einem Fall aus, kennst jedoch das Problem nicht. Nachdem du selbstständig Informationen und Daten zusammengetragen und analysiert hast, solltest du das vorliegende Problem benennen und Lösungsansätze vorschlagen können.
2. Case-Problem-Method
Unter Umständen ist das Problem bereits bekannt, das den Ausschlag für eine Fallstudie gibt. Dann kommt es auf präzise formulierte Lösungsvorschläge an, deren Vor- und Nachteile dargestellt und beurteilt werden müssen.
3. Case-Incident-Method
Anders liegt die Situation, wenn du keine oder keine wirklich umfassenden Informationen bei der Hand hast. In einer solchen Fallstudie ist der Anspruch hoch – zunächst musst du, so gut es geht, Daten zusammentragen und dann anhand der verfügbaren Informationen vorgehen. Auch das Problem kann bei einer solchen Case Study unbekannt sein, was die Fallstudie noch kniffliger macht.
4. Stated-Problem-Method: Der Untersuchungsfall
Natürlich ist es auch mit einer Fallstudie möglich, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Ist das Problem bekannt, kann mit einer Fallstudie den Ursachen nachgegangen werden. Auf dieser Basis erstellst du Strategien für die Lösung.
Fallstudie – Anwendungsgebiete
Fallstudien sind eine ursprünglich sozialwissenschaftliche Methode der Forschung, doch die Anwendungsgebiete sind sehr vielseitig. Da je nach Vorgehensweise problem- oder lösungsorientiert, quantitativ oder qualitativ gearbeitet wird, kannst du dich für eine Fallstudie auch in den folgenden Studiengängen entscheiden:- Wirtschaftswissenschaften
- Politikwissenschaften
- Kommunikation
- Psychologie
- Linguistik
- Business Studies
- Marketing
- Management
Fallstudie – die wichtigsten Schritte + Beispielgliederung
Wenn du deine eigene Fallstudie durchführen möchtest, wirst du feststellen, dass das einfacher ist, als du vielleicht zunächst denkst. Wichtig ist lediglich ein strukturiertes Arbeiten – die Arbeitsschritte erklären wir dir.1. Forschungsziel und Forschungsfrage formulieren
Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit musst du bei der Vorbereitung zunächst deine Hypothese und dann auch die Forschungsfrage formulieren. Wenn du dich für eine Fallstudie entscheidest, fragst du am besten mit Wie? oder Warum?
2. Fall auswählen
In einem zweiten Schritt widmest du dich dem Fall, der studiert wird. Der muss natürlich relevant sein für deine Forschungsfrage, aber seine genaue Ausgestaltung lässt dir relativ viel Freiheit. Fallstudien können einzelne Personen ebenso gut untersuchen wie Abläufe an bestimmten Orten oder ausgewählte Ereignisse.
3. Literaturrecherche durchführen
Nun steht deine Fragestellung und der Fall ist auch ausgewählt. Jetzt suchst du in der Literatur nach passenden Fachwerken zum Thema. Mit der Literaturrecherche schaffst du eine Grundlage von Theorien, die dir später bei der Analyse nützlich sein könnten.
4. Fall darstellen
Im vierten Schritt beschreibst du deinen Fall und seine Rahmenbedingungen systematisch. Dabei soll kein Detail, das für die spätere Auswertung wichtig ist, unerwähnt bleiben. Außerdem kannst du hier anführen, wie sich deine Fallstudie von möglichen ähnlichen, früheren Case Studies unterscheidet.
5. Fall analysieren
Mit der Analyse wertest du in einem letzten Schritt die während der Datenerhebung zusammengetragenen Fakten aus. Das Vorgehen beinhaltet nicht nur die Darstellung der Ergebnisse, sondern auch die Schlussfolgerungen, die du daraus ziehst, und die Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext.
Fallstudie Gliederung Beispiel:
- Forschungsfrage: Wie beeinflussen zielgruppenspezifische Sonderangebote das Konsumverhalten?
- Fachliteratur: Bereich Marketing/Business, Kommunikationswissenschaften recherchieren
- Fall: Werbe-Mails mit zielgruppenspezifischer Sprache und entsprechenden Sonderangeboten (Gratis Gaming-Zugänge) zu einem technischen Produkt (Spielekonsole) an eine Nutzer im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Als Kontrollgruppe, falls gewünscht, eignet sich undifferenzierte Gruppe von Empfängern ohne Berücksichtigung von Alter, Bildung, Einkommen oder Geschlecht.
- Analyse der Umsätze im Verhältnis zu den Empfängerzahlen.
Im Hauptteil findet die eigentliche Fallstudie mit den aufbereiteten Daten und deren Analyse Platz. In der Diskussion bewertest du die Daten und ordnest sie in den wissenschaftlichen Kontext ein, um die Ergebnisse im Fazit zusammenzufassen.
Vorteile und Nachteile der Fallstudie
Fallstudien sind in der wissenschaftlichen Arbeit zumindest in bestimmten Studiengängen sehr beliebt, doch sie haben nicht nur Vorteile – du solltest auch über die Nachteile Bescheid wissen.Pro
✅ Realitätsnahe Daten und Ergebnisse zu den ausgewählten Theorien
✅ Ermittlung auch unbekannter oder wenig bekannter Perspektiven
✅ Konkrete Lösungsansätze
✅ Gute Basis für spätere berufliche Tätigkeiten
✅ Aufwand nach eigenen Vorlieben
Contra
❌ Komplexe Fallstudien können relativ aufwendig in der Vorbereitung und Durchführung sein.
❌ Die digitale Auswertung bedarf einer geeigneten Software und sonstiger Ausstattung.
❌ Auch die beste Fallstudie unterscheidet sich oft von realen Situationen.
Fazit + Tipps
Fallstudien sind vielseitig anwendbar. Da sie sehr praxisnah und aktuell sind, geben sie dir später im Beruf einen Vorsprung bei der Bewältigung von Herausforderungen. Wer mit ihnen vertraut ist, wird ihnen eventuell später bei Bewerbungsverfahren im Fallstudie Assessment Center wieder begegnen, denn auch in der Personalauswahl werden sie eingesetzt. Deshalb profitierst du von unseren Tipps. Mit ihnen kannst du mögliche Probleme und/oder Lösungsansätze in beiden Fällen einfacher identifizieren.- Bemühe dich, die Forschungsfrage und das Problem zu identifizieren und miteinander in Relation zu stellen.
- Arbeite strukturiert wie hier vorgestellt.
- Wähle eine Fallstudien-Methode, die möglichst gut geeignet ist für das Thema.
- Klopfe die Rahmenbedingungen deines Falls auf Relevanz und Vollständigkeit ab.
- Prüfe auch die Lösungsvorschläge hinsichtlich ihrer Vollständigkeit.
- Entwerfe Alternativen, falls du deine Fallstudie im Zug einer Abschlussprüfung verteidigen musst.