Die Gruppendiskussion ist eine Methode der qualitativen Forschung, mit der du dich im Rahmen deines Studiums früher oder später auseinandersetzen musst. Durch die Anwendung wird zum einen die Meinung und Einstellung einzelnen Diskussionsteilnehmer zu einem bestimmten Thema oder einem bestimmten Sachverhalt ersichtlich, andererseits lassen sich auch Rückschlüsse auf die Gesamtdynamik der Gruppe schließen.
Gruppendiskussion: Definition
Eine Gruppendiskussion ist eine wissenschaftliche Methode der qualitativen Datenerhebung, bei der eine definierte Zielgruppe aus mehreren Teilnehmern gleichzeitig zu einem bestimmten Thema befragt wird. Die sich daraus ergebende Diskussion wird aufgezeichnet und anschließend qualitativ ausgewertet. Im Gegensatz zu einer Umfrage werden ausschließlich offene Fragen gestellt.Gruppendefinition: Ziel
Das Ziel einer Gruppendiskussion ist immer abhängig, von dem Forschungsinteresse. Ganz allgemein ist der Zweck einer solchen Diskussion, Einstellungen, Denkweisen, Meinungen oder auch Verhaltensweisen von Personen nicht isoliert zu betrachten, sondern eine Gruppenmeinung abzubilden und diese zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Auch um gruppenbezogene Problemlösungsprozesse zu analysieren, bietet sich eine Gruppendiskussion an. So kann beispielsweise eine konkrete Problemstellung vorgegeben werden, welche die Teilnehmer während der Diskussion lösen sollen.Gruppendiskussion: Bereiche und Themen
Als eine Methode, welche Einstellungen und Meinungen von Gruppen in Erfahrung bringen soll, bietet sich eine Gruppendiskussion in unterschiedlichen Bereichen an, etwa Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft. Folgende Themen können dir als Beispiel dienen:Bei diesem Thema kannst du Studenten aus unterschiedlichen Fachbereichen befragen und mit ihnen gemeinsam erörtern, wie sie soziale Netzwerke und Plattformen nutzen und welchen Raum diese in ihrem Leben einnehmen.Welchen Einfluss haben soziale Medien auf den Alltag von Studenten?
Wählst du ein solches oder ähnliches Thema, diskutierst du mit Teilnehmern im festgelegten Alter über die Frage und erörterst unter anderem die Beweggründe für unterschiedliche Ansichten.Wie denken Personen im Alter zwischen 35 und 55 über die Debatte um ein Wahlrecht ab 16?
In diesem Fall kannst du beispielsweise das Für und Wider einer solchen Quote diskutieren und mögliche Folgen und Herausforderungen ausarbeiten.Sollte man eine Männerquote für Erzieher in Kindergärten und Lehrpersonal an Grundschulen einführen?
Anders als etwa bei einem Interview, geht es bei einer Gruppendiskussion nicht darum, die individuellen Erfahrungen und Meinungen einzelner Teilnehmer auszuarbeiten, sondern die Gruppenmeinung als ganzes zu erfassen.
Gruppendiskussion: Ablauf
Der Ablauf einer Gruppendiskussion ist in der Regel immer gleich, auch wenn jede Diskussion immer eine eigene Dynamik entwickelt. Allgemein kannst du dich an folgendem Ablauf orientieren:1. Entwerfe einen Leitfaden
Es ist sinnvoll, einen Leitfaden zu erstellen, an welchem du dich während der Diskussion orientieren kannst. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
- Wie stellst du den Teilnehmer das Thema vor?
- Welche Fragen sind sinnvoll, um deine Forschungsfrage / Fragestellung bestmöglich zu beantworten?
- Was ist der rote Faden der Diskussion und wie führst du die Diskussion wieder in die richtige Richtung, wenn Teilnehmer vom Thema abkommen?
- Wie kannst du die Diskussion anregen, wenn sie nicht richtig in Gang kommt?
2. Lade Teilnehmer ein
Wichtig ist es, dass die Teilnehmer auch eine relevante Zielgruppe für deine Forschungsfrage darstellen. Willst du beispielsweise herausfinden, welche Meinung Personen zum Thema: „Verpflichtende Ganztagsschulen in Deutschland“ vertreten, ist es wenig zielführend, ein Gespräch mit kinderlosen Personen zu führen. Die Zusammenstellung der Teilnehmer ist also immer abhängig, von deinem Forschungsinteresse bzw. wie deine konkrete Fragestellung formuliert ist.
Um Teilnehmer zu finden, die zu deiner Zielgruppe passen, stehen dir unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Beispielsweise kannst du bestimmte Interessengruppen ganz gezielt auf sozialen Medien kontaktieren, per klassischem Aushang an deiner Universität auf dein Anliegen aufmerksam machen und Kontaktdaten hinterlassen oder auch deinen Dozenten fragen, ob er eine E-Mail über seinen Verteiler schicken kann.
Selbstverständlich finden sich in der Regel mehr Personen, die sich bereiterklären an der Diskussion teilzunehmen, wenn du ihnen eine kleine Aufwandsentschädigung in Aussicht stellst. Um die Diskussion aufzuzeichnen und die Informationen anschließend verarbeiten zu können, ist es wichtig, dass du von allen Teilnehmern eine schriftliche Einwilligungserklärung einholst.
3. Führe die Gruppendiskussion durch
Bei der Durchführung der Diskussion fungierst du als Leiter bzw. Moderator und bist so für den Ablauf verantwortlich. Halte dich dabei an deinen Leitfaden und achte darauf, die Meinung der Teilnehmer nicht zu beeinflussen. Zeichne das gesamte Gespräch mit einem Diktiergerät oder deinem Handy auf und mache dir im Verlauf der Diskussion gegebenenfalls auch Notizen. Nachdem du die Diskussion durchgeführt hast, musst du das Gesagte auswerten.
4. Werte die Gruppendiskussion aus
Im letzten Schritt geht es um die Auswertung der Diskussion. Hierfür musst du das aufgenommene Gespräch zunächst einmal transkribieren, also verschriftlichen. Anschließend kannst du die Aussagen der Teilnehmer in verschiedene Kategorien einteilen und überprüfen, inwiefern sie mit bestehenden Theorien oder Annahmen übereinstimmen und ob du deine Frage anhand der Ergebnisse beantworten kannst.
Gruppendiskussion: Rollen
Bei einer Gruppendiskussion gibt es klar verteilte Rollen. Als Leiter bzw. Moderator kannst du dich durchaus an der Diskussion beteiligen und in bestimmte Richtungen lenken, darfst die Meinung der Teilnehmer dabei aber keinesfalls beeinflussen. Du erteilst einzelnen Teilnehmern das Wort, führst Fragen ein und achtest darauf, dass alle Teilnehmer sich in das Gespräch einbringen und konstruktiv diskutieren.Gruppendiskussion: Pro und Contra
Wie jede wissenschaftliche Methode in der qualitativen Forschung hat auch die Gruppendiskussion individuelle Vor- und Nachteile, die du gegeneinander abwägen musst.Vorteile:
✅ Eine Gruppendiskussion bietet einen guten Rahmen, um auch sensible Themen anzusprechen, insbesondere wenn es sich um Teilnehmer handelt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
✅ Du erhältst eine große Menge an Daten, da alle Teilnehmer gleichzeitig befragt werden.
✅ Die Ergebnisse liegen schnell vor und geben Einblicke in die Einstellungen und Meinungen einer Gruppe.
✅ Geringe Hürden für Teilnehmer, da es sich um eine lockere Gesprächsatmosphäre handelt.
Nachteile:
❌ In den meisten Fällen ist es nicht möglich, eine wirklich repräsentative Gruppe zusammenzustellen. Bei einer anderen Zusammensetzung sind abweichende Ergebnisse wahrscheinlich.
❌ Unter Umständen ist es schwierig, einen Termin zu finden, an welchem sämtliche Teilnehmer auch Zeit haben.
❌ Du benötigst gute Fähigkeiten als Gesprächsführer.
❌ Das Transkribieren der Diskussion kann mitunter viel Zeit beanspruchen.
Fazit und Tipps
Nun weißt du, wie eine Gruppendiskussion abläuft und was du beachten musst. Es ist ratsam, den Ablauf einer Gruppendiskussion im Vorfeld zu üben, insbesondere wenn du noch keine Erfahrungen besitzt. So kannst du mit Kommilitonen oder Freunden Erfahrung sammeln und deine kommunikativen Fähigkeiten verbessern.Achte während des Gesprächs auch darauf, dass die Beiträge der einzelnen Teilnehmer relativ ausgewogen sind und sich alle gleichermaßen an der Diskussion beteiligen. Zu guter Letzt solltest du dir auch Gedanken um die Räumlichkeiten und Verpflegung machen. Bei einer ungefähren Dauer von einer Stunde solltest du in jedem Fall Getränke und kleine Snacks anbieten.